Vor mehr als zweihundert Jahren, genauer: 1810, erschien in den Berliner BlĂ€ttern die Abhandlung Ăber das Marionettentheater. Der Dichter Heinrich von Kleist (1777â1811) wendet sich darin â der Sache nach â einem Begriffspaar zu, das die Philosophie seit Platon (428/427â348/347) beschĂ€ftigt. Auch die Psychologie, etwa C. G. Jung (1875â1961), und die Ethik, wenn sie nach dem Fundament der Unterscheidung von Gut und Böse forscht, widmen sich den polaren GröĂen GefĂŒhl und Verstand, Anschauung und Reflexion, intuitives und diskursives Erfassen. Die zentrale Frage lautet: Welcher Stellenwert kommt den kontrĂ€ren GröĂen zu, und in welchem VerhĂ€ltnis stehen sie zueinander?
JĂŒngere Untersuchungen, beispielsweise das Werk Multiple Intelligences des US-amerikanischen Erziehungswissenschaftlers Howard Gardner (geboren 1943), setzen sich dafĂŒr ein, Intelligenz nicht, wie eine Zeitlang ĂŒblich und noch immer nachwirkend, auf die mathematisch-logische und verbale Dimension zu verengen. Vielmehr mĂŒsse das GefĂŒhl stĂ€rker berĂŒcksichtigt und eingesetzt werden, nicht allein der Verstand. Von emotionaler Intelligenz ist mittlerweile des Ăfteren die Rede. Dabei geht es nicht um eine Abwertung analytisch-kognitiver FĂ€higkeiten, welche in der linken HirnhĂ€lfte verortet sind, sondern um die angemessene Einbeziehung der Leistungen der rechten HirnhĂ€lfte, die assoziativ und gefĂŒhlsbezogen sind.