Mich hat die Wiedervereinigung als historisches Ereignis zwar unbändig gefreut und mir vor dreißig Jahren das Gefühl gegeben, dass die Welt besser werden kann. Ich bin nach dem Mauerbau geboren und quasi mit der Mauer groß geworden und kenne noch die Berichte meiner Tanten, dass sie die berühmten Care-Pakete in den Osten schickten, eben nach drüben. Kaffee gehörte zu den begehrten Luxusartikeln, wie auch mal eine echte Jeans.
Dann fuhren wir mit der evangelischen Jugendgruppe 1978 in die DDR. Das spannendste und auch unheimliche Ereignis war die Grenze mit ihren Kontrollen und eine ungeahnte Angst, dass irgendetwas nicht stimmen könnte. Da mussten ja dann doch die Erzählungen und Geschichten über das Unrechtsystem DDR in mir etwas ausgelöst haben, wenn ich diese Angst sogar körperlich spürte. Aber, ich muss es zu meiner Schande gestehen, viel mehr Erinnerungen habe ich nicht.
Im Geburtsjahr unseres ersten Kindes fiel dann die Mauer; meine Schwester lebte ja schon lange in Berlin und an die Grenzübertritte und den Transit hatte man sich irgendwie gewöhnt, aber das Leben in der DDR hatte einfach nichts mit meinem Alltag zu tun.
Und nun kommt mir dieses Buch von Thomas Brose in die Hände und es kommt eigentlich wie gerufen, um sich auf einem neuen Weg dem Thema zu nähern, als nur über die Filme, die jährlich zum Jahrestag der Wende durch alle TV-Programme laufen.